Pilot Klimabilanzierung auf Landwirtschaftsbetrieben

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Maria Geitzenauer
Leitung Klimabilanzierung
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Ausgangslage

Die Bio-Kontrollstelle Austria Bio Garantie hat ihren österreichischen Kunden im Jahr 2024 das Angebot dargelegt, eine Klimabilanz für ihren landwirtschaftlichen Betrieb zu berechnen. 346 Betriebe haben sich darauf basierend eine Klimabilanz für ihren Betrieb berechnen lassen.

Bei der Klimabilanzierung von landwirtschaftlichen Betrieben geht es darum, das Resultat für seinen Betrieb zu kennen und damit eine Standortbestimmung für den Betrieb zu erreichen. Darauf basierend können schrittweise Maßnahmen zur Verbesserung umgesetzt werden.

Bio-Betriebe arbeiten heute schon konsequent ökologisch, es wird in Zukunft aber auch wichtig sein, über den Klima-Fußabdruck des gesamten Betriebes und der produzierten landwirtschaftlichen Produkte Auskunft geben zu können. Die Bio-Kontrollstelle nimmt diese Anforderungen gemeinsam mit ihren im Pilot eingebunden Betrieben konsequent auf.


Emissionen und C-Senken

Die Herstellung von Lebensmitteln ist in jedem Fall damit verbunden, dass auf dem Landwirtschaftsbetrieb Betriebsmittel eingesetzt, sowie Acker- und Futterflächen bearbeitet werden. Es wird Strom und teilweise thermische Energie verbraucht, landwirtschaftliche Maschinen verbrauchen Treibstoffe wie Benzin oder Diesel. All das führt zu Emissionen, welche in Tonnen CO2 berechnet und sowohl dem Gesamtbetrieb als auch den einzelnen Produkten zugerechnet werden können. Auch in der Tierhaltung fallen Emissionen an, wobei an dieser Stelle insbesondere das Klimagas Methan in der Rinderhaltung eine wichtige Rolle spielt.

Viele Betriebe setzen heute schon Maßnahmen um, um die Emissionen auf ihren Betrieben zu reduzieren. Zusätzlich haben die Betriebe aber auch verschiedene Möglichkeiten, Kohlenstoff aktiv zu binden und damit Kohlenstoff-Senken (C-Senken) zu realisieren. An dieser Stelle wären, zum Beispiel Agroforst, Humusaufbau oder der Einsatz von Pflanzenkohle als aktive Speicherung von Kohlenstoff auf dem Betrieb zu nennen.

Emission und C-Senken sind auf einem Landwirtschaftsbetrieb bei der Berechnung einer Klimabilanz zu berücksichtigen und im Detail zu betrachten. Das von der EASY-CERT group entwickelte und in der Praxis immer mehr eingesetzte World Climate Farm Tool, erlaubt es, die verschiedenen Produktionsfaktoren korrekt zu berücksichtigen und auch zwei verschiedene international anerkannte Metriken in der Bilanzierung anzuwenden. In den Berechnungen werden Emission und C-Senken in Tonnen CO2 Äquivalent angegeben (CO2e).


Wichtigste Ergebnisse

  • Die teilnehmenden Betriebe speichern pro Jahr im Schnitt mehr CO2 als sie emittieren. Somit leisten sie als Gesamtbetrieb (Landwirtschaft und Waldwirtschaft gemeinsam betrachtet) einen positiven Beitrag zum Klimaschutz.
  • Wird der Wald in der Betrachtung nicht einbezogen, haben die allermeisten Betriebe mehr Emissionen als C-Senken.
  • Die treibende Kraft hinter den Emissionen sind der Treibstoffverbrauch sowie die Emissionen in Tierhaltung. Weidewirtschaft und standortgerechte Landwirtschaft helfen, diese beiden Emissionsquellen auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Die Bio-Betriebe betreiben in hohem Maß Kreislaufwirtschaft, ersichtlich an den geringen Emissionen von zugekauften Betriebsmitteln wie Düngemittel oder Pflanzenschutzmittel.
  • Viele Betriebe verbrauchen entweder nur wenig Strom, oder verfügen über eine eigene Stromproduktion (z.B. Photovoltaikanlagen).  


Weitergehende Angaben

Eine Klimabilanz ist keine Wertung, ob ein Betrieb gut oder schlecht ist. Vielmehr zeigt sie auf, wo Hotspots der Emissionsimpulse und C-Senken sind. Bei manchen Prozessen, wie Tierhaltung, können nicht alle Emissionen vermieden werden.

Langfristig gesehen müssen Emissionen aus fossilen Energieträgern verringert werden, um der Klima-Erwärmung konsequent entgegenzutreten. CO2-Emissionen aus Erdöl und Erdgas verweilen über mehr als 1000 Jahre in der Atmosphäre und müssen in Zukunft entweder stark reduziert oder wenn immer möglich vermieden werden.

GWP100 und GTP100 sind unterschiedliche Metriken zur Bemessung von Treibhausgasen aus der Tierhaltung und führen zu unterschiedlichen Ergebnissen im Gesamtresultat. In der Praxis wird häufig die Metrik GWP100 für Vergleiche oder auch für das Reporting an die Industrie herangezogen. GTP100 bewertet das Treibhausgas Methan deutlich niedriger.

Beim Reporting der Betriebsergebnisse an Verarbeitungs- und Handelsbetriebe wird der Wald in der Regel nicht einbezogen.


Resultate in Zahlen

Anzahl Betriebe 346, Bewirtschaftungsform: BIO


Metrik GWP100, Ergebnisse in Tonnen CO2e:


Abb.1.

  • Der Durchschnittsbetrieb emittiert pro ha und Jahr 2,6 Tonnen CO2e. Hier sind alle Emissionen aus der Tierhaltung, Energie, Pflanzenbau und Betriebsmittel enthalten.
  • Gleichzeitig speichert der Betrieb pro ha 4,2 Tonnen CO2e. Dies ist in erster Linie dem Wald zu verdanken, da dieser in der betrieblichen Betrachtung mit einfließen kann.
  • Wird der Wald nicht berücksichtigt, haben die Betriebe im Durchschnitt eine Klimabilanz von 68.1 Tonnen CO2e.   


Abb.2.

Metrik GTP100, Ergebnisse in Tonnen CO2e:


Abb.3.

  • Unter Einbezug der Metrik GTP100, fallen die Emissionen in der Tierhaltung in der Berechnung tiefer aus. Der Durchschnittsbetrieb emittiert bei der Anwendung der Metrik GTP100 pro ha und Jahr 1,1 Tonnen CO2e.
  • Wird der Wald nicht berücksichtigt, haben die Betriebe im Durchschnitt eine Klimabilanz von 11 Tonnen CO2e. Dies kann dadurch erklärt werden, weil das Klimagas Methan aus der Tierhaltung anders bewertet wird.   


Abb.4.


Metriken zur Klimabilanzierung

  • Metrik GWP100 

Das GWP100 ("Global Warming Potential") gibt die kumulierte Erwärmungswirkung über einen Zeitraum von 100 Jahren an, die durch einen Emissionsimpuls eines Treibhausgases entsteht. Das GWP100 wird jeweils im Verhältnis zur gleichen Emissionsmenge von CO2 ausgedrückt. Das bedeutet, dass der GWP100-Faktor von CO2 immer 1 beträgt und der von Methan 28. Somit erwärmt Methan das Klima 28-mal stärker als CO2. Das GWP100 ist in der Wissenschaft und der Klimapolitik seit Langem etabliert.  


  • Metrik GTP 100 

Das GTP100 ("Global Temperature Potential") gibt die Wirkung eines Emissionsimpulses eines Treibhausgases auf die durchschnittliche globale Temperaturänderung nach 100 Jahren an. Das GTP100 wird jeweils im Verhältnis zur gleichen Emissionsmenge von CO2 ausgedrückt. Somit beträgt der GTP100-Faktor von CO2 immer 1 (als Referenzwert) und von Methan etwa 5. Methan ist in diesem Fall 5-mal klimawirksamer als CO2. Das GTP100 geht über das GWP100 hinaus und berücksichtigt neben der Strahlungswirkung auch die Temperaturveränderung. Durch die Betrachtung des Zeitpunktes nach 100 Jahren werden kurzlebige Treibhausgase wie Methan nicht überbewertet.  


Austria Bio Garantie

Die Austria Bio Garantie GmbH und die Austria Bio Garantie – Landwirtschaft GmbH (ABG) sind Marktführer in der Kontrolle und Zertifizierung für Bio entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Österreich. Klimabilanzierungen für Landwirtschaftsbetriebe und weitere Klimadienstleistungen gehören ebenfalls zum Service-Angebot der Firmengruppe. Die agroVet GmbH überprüft und zertifiziert Unternehmen für verschiedenste Standards im Rohstoff-, Lebens- und Futtermittelbereich, bis hin zu Standards für erneuerbare Energien. 




Rahmendaten, im Durchschnitt über alle Betriebe


Tierdaten


Abb.5.
Abb.6.

Flächendaten


Abb.7.
Abb.8.